Kapelle Kesselostheim von Staab Architekten
Der Ort
Die Kapelle steht inmitten von Feldern an einem leichten Hang über Kesselostheim. Umgeben von einer kleinen Baumgruppe ist sie in der offenen Landschaft um Kesselostheim weithin sichtbar. Aus der entgegengesetzten Richtung kommend, rückt eine Wegkehre den Ort in die Blickachse des Weges.
Die Kapelle
Der Ort legte nahe, die Kapelle als Turm auf Fernsicht anzulegen: eine zeichenhafte Form, hoch genug, um von weitem gesehen werden zu können und schmal genug, um zwischen den Bäumen Platz zu finden. Der Kapellenturm ist aus einzelnen Holzlamellen gefügt, die sich wie ein Flügelschlag zum Himmel auffächern. Sie bilden eine durchlässige Raumhülle, durch die Sonnenlicht, Wind, Regen und Schnee ins Innere der Kapelle gelangen und den Innenraum in unmittelbarer Verbindung zur umgebenden Landschaft halten.
Ein quer zum Hang angelegtes Plateau inszeniert mit einfachen Mitteln den Weg zum Kapellenturm. Der Blick geht in die Landschaft, wenn man den schmalen Steg betritt, den eine lange Sitzbank säumt. Er führt vorbei am Kapellenturm auf eine kleine Fläche mit einer überdachten Bank, die dem Kapelleneingang zugewandt ist. Wer hier rastet, erlangt einen ersten Blick in den Kapellenraum. Betritt man den Turm, wird man von einem meditativen, in gedämpftes Licht getauchten Raum mit einer kleinen Sitzbank empfangen. Durch die höher gelegenen Lamellen fällt Sonnenlicht ein und zeichnet ein flüchtiges Muster auf die Hölzer. Mit zunehmender Höhe verengt sich der Raum und wird schließlich von einem Kreuz begrenzt, das die hölzerne Tragkonstruktion in die Öffnung zeichnet.
Staab Architekten
Das Kapellengelände ist geologisch geprägt durch die Ries-Auswurfmassen, liegt an einer Hangkante etwa in der Mitte zwischen dem Höhenweg und der Straße im Tal. Von dem Verbindungsweg führt ein 35 Meter langer Steg mit einer Sitzbank zum Kapellenturm, dem sich ein kleiner Platz anschließt, der wiederum von einer Wandscheibe mit eingelassener Bank abgeschlossen wird. Die Grundfläche der Kapelle beträgt 4 m x 4 m, sie ist etwa 14 Meter hoch. Die vier kreuzförmig angeordneten Schichtholzbauteile tragen die quadratisch eingebauten Lamellen und werden an der Spitze durch ein Kreuz verbunden. Die städtebauliche Anlage mit einer Via sacra, der Kreuzkapelle, dem kleinen Platz und dessen Wandabschluss fügt sich harmonisch in die Geländesituation und den bestehenden Baumbestand ein. Sie lädt zum Schauen und Rasten und ist weithin sichtbar.
Dr. Peter Fassl
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